Das Dojo
Um dem Respekt dem Dojo gegenüber Ausdruck zu verleihen, verbeugt man sich, wenn man das Dojo betritt und verlässt.
Jeder [nicht nur die Schüler] sollte sich bewusst sein, dass man die Räumlichkeiten, in denen man trainiert, so behandelt, als wären sie sein Eigentum.
Jeder sollte bemüht sein den Trainingsort sauber zu halten und nicht zu beschädigen.
Vor Trainingsbeginn wird der Schrein aufgebaut und nach dem Training natürlich wieder abgebaut.
shikin haramitsu daikomyo
詞韻 波羅蜜 大光明
Zu Beginn und Ende jeder Trainings-Stunde oder jedes Seminars wird eine kleine Eröffnungs- und Abschluss-Zeremonie durchgeführt.
Die Klasse steht in Reihen geordnet hinter einander, dem bereits knienden Lehrer und Kamiza [Schrein] zugewandt. Der Abstand von Schüler zu Schüler beträgt ca. 1 – 1,5 m. Wenn es voll ist, z.B. auf Seminaren, steht man auch direkt neben einander.
Der höchstgraduierte Schüler steht aus der Sicht der Schüler in der ersten Reihe ganz rechts außen. Die niedriger graduierten Schüler stehen mit jeweils abnehmender Graduierung links daneben. Die folgenden Reihen sind genauso aufgebaut und beginnen immer rechts.
Der Lehrer gibt das Zeichen sich in Seiza no Kamae abzusetzen. Beginnend mit dem höchstgraduierten Schüler setzen sich alle der Reihe nach aus Shizen ab in Seiza. Dazu drehen wir uns beim Abknien nach rechts ein. Nach rechts, weil links das Katana und andere Waffen getragen wurden / werden.
Die rechte Hand wird in die linke gelegt.
Sobald alle sitzen, leitet der Lehrer eine kurze Meditation ein. Man legt die rechte Hand in die linke, so dass sich die Daumen berühren, und schließt die Augen: "Mokuso". Es bedeutet so viel wie "ruhiges Denken". Auch das halbe Schließen der Augen ist übrigens weit verbreitet. Während der Meditation atmet man durch Mund UND Nase ein, durch den Mund wieder aus. Mit den Worten "Mokuso yame." oder kurz "Yame." beendet der Lehrer die Meditation und wendet sich danach dem Schrein zu.
Bei "Yame" werden die Augen wieder geöffnet und die Hände mit ausgestreckten Armen in Gesichtshöhe zusammengelegt. Dann spricht der Lehrer "Shikin haramitsu daikomyo!", was die Schüler gemeinsam wiederholen.
Anschließend klatschen alle zweimal in die Hände und verbeugen sich vor dem Schrein. Dann wird noch einmal in die Hände geklatscht und man verbeugt sich erneut vor dem Schrein.
Nun wird der Lehrer gegrüßt. Der ranghöchste Schüler fordert alle Schüler auf:
"Shisei o tadashite Sensei ni rei!"
[Schaut zum Lehrer und grüßt ihn!]
oder auch nur kurz:
"Sensei ni rei!"
[Grüßt den Lehrer!]
Dann verbeugen sich Schüler und Lehrer voreinander, mit den Worten:
"Onegai shimasu!" [Bitte um Unterweisung / Unterricht]. Das "u" wird übrigens nicht gesprochen.
Der Lehrer erhebt sich dann zuerst, danach die Schüler. Schüler und Lehrer verbeugen sich voreinander.
Nach dem Training ist der Ablauf gleich, nur anstatt "Onegai shimasu!" sagen alle:
"Domo arigato gozaimashita!"
[Danke vielmals für den Unterricht!]
Hier wird das "i" von mashita nicht gesprochen.
Was bedeutet das Klatschen?
Das 2-malige Klatschen bei der Begrüßung soll die bösen Geister aus dem Dojo vertreiben, das einmalige soll die guten Geister und Kräfte für das Training rufen und den eigenen "Geist" aufwecken und für das Training vorbereiten. Den Rhythmus und das Tempo des Klatschens gibt der Lehrer an.
Beim Abgrüßen kann das 2-malige Klatschen als Aufforderung an diese Kräfte verstanden werden uns auch im Alltag zu unterstützen und das einmalige als Aufforderung an die guten Kräfte, im alltäglichen Leben für uns genauso wach zu sein wie im Training.
Mokuso
Die nun folgenden Auslegungen, Übersetzungen und Deutungen habe ich aus verschiedenen Quellen zusammen getragen. Sie gehen ein wenig ins Spirituelle.
Das Ziel von MOKUSO ist das Erreichen vom "mushin no shin", ein Zen-Begriff, der sich am ehesten mit "Bewusstsein ohne Bewusstsein" übersetzen lässt.
Der Kämpfer, der diesen Zustand erlangt hat, ist im Kampf ohne Angst, ohne Zorn und ohne Ich-Bewusstsein. Er denkt nicht mehr darüber nach, was er tun wird oder der Gegner, er fühlt es intuitiv. Sein Vorgehen ist vollkommen spontan, durch keinen Verstand gehemmt, durch keine Gefühle verzerrt.
Der berühmte japanische Zen-Meister Takuan Soho beschreibt diesen Zustand bei einem Schwertkämpfer so:
"Er steht einfach da mit seinem Schwert, ohne Beachtung jeder Technik ist er ganz bereit, dem Befehl seines Unbewussten zu folgen. Der Mann hat sich ausgelöscht als Träger des Schwertes. Wenn er zuschlägt, dann ist es nicht das Schwert in der Hand des Mannes, sondern das Unbewusste im Mann, das zuschlägt."
Diese Schilderung beschreibt sehr genau, was das regelmäßige Training von MOKUSO für einen Kämpfer so wichtig macht. Ohne MOKUSO wäre er nicht im Vollbesitz seiner Fähigkeiten, seine Kraft wäre getrübt von Gedanken, er wäre blind vor Furcht oder Hass.
Für einen solchen Kämpfer besteht nicht nur die Gefahr den Kampf zu verlieren, sondern auch sein Leben. Auch das fehlerlose, vollendete Ausführen der Bewegungen der Katas [Übungsformen] ist ein Ergebnis von MOKUSO. Die Wirkung von MOKUSO geht jedoch über den Kampf weit hinaus. Die asiatischen Kampfkünste [Budo] sind ein Weg, um zur Selbsterkenntnis zu gelangen. Die Selbstbeherrschung ist ein zentrales Ziel der Kampfsportphilosophie, das durch MOKUSO entwickelt wird und gerade auch das alltägliche Leben des Schülers prägt. MOKUSO hilft ihm dabei, Egoismus und falsche Selbstwahrnehmung zu überwinden. Er erkennt seine Schwächen, seine Fehler. Er sieht ein, dass ein Handeln in Wut ihn seiner Selbstkontrolle beraubt, genauso wie ein Handeln aus Angst ihn schwächt. Nicht nur im Kampf, sondern überall im Leben.
MOKUSO erfordert vom Lernenden beständige übung und eine lange Zeit der Praxis. Der Zustand vollkommener Spontanität ist meist nicht sofort erreichbar, selbst für sehr gute Kämpfer nicht. Erst das jahrelange Praktizieren von MOKUSO führt zu einer geistigen Verfassung, die sich durch Klarheit und Gegenwärtigkeit und dem ungestörten Fluss der Lebensenergie auszeichnet.
Dann ist der Kämpfer in der Lage seine ganze Kraft und alle Fähigkeiten in jedem Kampf zum Einsatz zu bringen. Das ist eine Stufe der wahren Meisterschaft.
Rituell und buddhistisch
詞韻 波羅蜜 大光明
Das SHIKIN HARAMITSU DAIKOMYO ist ein Kotodama, ein rituelles [nicht religiöses] Gebet, ein buddhistisches Mantra aus dem 8. Jahrhundert. Man kann das in etwa so übersetzten:
"Bitte um Schutz und Erleuchtung" oder auch "Ruf nach Erleuchtung und / durch Erfahrung".
SHIKIN
Ein Gruß, ein Gefühl von Harmonie, mit dem Herzen wahrgenommen.
Bezieht sich auf physischer Ebene auf den Ton, der aus der Vereinigung von Gegensätzen resultiert (in/yo, schwarz/weiß, hell/dunkel, stark/schwach, weiblich/männlich usw.). Weiterhin ist es Ausdruck der akustischen Wahrnehmung, sofern diese mit dem Herzen harmoniert.
Das Kanji [jap. Schriftzeichen] "Shi" alleine bedeutet "Worte" bzw. "Dichtkunst".
"Shikin" drückt darüber hinaus vier persönliche Einstellungen aus, denen man den – Buddhisten nach – in seinem Leben folgen sollte:
1. Ein ausdauerndes Herz, das von Liebe zu allem Seienden erfüllt ist.
2. Ein aufrichtiges Herz, welches dem Weg der Gerechtigkeit folgt.
3. Ein offenes Herz, das der Natur folgt.
4. Ein hingebungsvolles Herz, das sich allem verschreibt.
HARAMITSU
aus Mut und Anstrengung fördert Aufrichtigkeit, Loyalität und Treue.
Haramitsu ist buddhistischen Ursprungs und bezieht sich auf die Übungen, die ausgeführt werden, um den Zustand des sog. und berühmten Nirwanas zu erreichen. Es gibt sechs traditionelle Übungen [Ropparamitsu]:
Fuse Haramitsu [Nächstenliebe]
Jikai [Befolgen von {göttlichen} Geboten]
Ninniku [Ausdauer]
Shojin [Energie)]
Zenjo [Meditation]
Chie [Weisheit]
DAIKOMYO
Erbringe Respekt und Vertrauen; Erleuchtung von innen nach außen kehren.
Daikomyo bedeutet übersetzt auch in etwa: "Großes, leuchtendes Licht" und steht stellvertretend für die Erleuchtung, die aus dem Herzen einer Person strahlt. Im Buddhismus ist damit das Licht Buddhas gemeint.
Zusammengefasst kann man es auch so beschreiben:
jede Begegnung ist heilig und könnte der eine, mögliche Schlüssel zur Perfektion der großartigen, universellen Erleuchtung sein, den wir suchen.
Ich habe dazu z.B. folgende Auslegung gelesen: Jede Begegnung, jedes Ereignis in deinem Leben ist eine Erfahrung für dich, die du weder positiv noch negativ bewertet werden musst. Es ist ganz allein nur deine Entscheidung, als was du sie bestimmst und wie du sie folglich siehst.